Community Building für Regionalzeitungen: Maßnahmen für eine treue Leserschaft

Ninja Sinke

Das Gefühl der Gemeinschaft zählt zu den stärksten Formen menschlicher Verbundenheit. Besonders Regionalzeitungen sollten dieses Potenzial nutzen, da eine enge Bindung der Leser untereinander und an die Inhalte der Zeitung ein entscheidender Faktor für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ist. Doch welche Möglichkeiten haben Verlage, um das Gemeinschaftsgefühl ihrer Leser zu stärken? Und wie setzen Regionalzeitungen in Deutschland dies bereits erfolgreich um?

Community Building ist für Verlage ein zentrales Instrument, um Leser langfristig zu binden und so den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Wenn sich Leser als Teil einer Gemeinschaft fühlen, hat das mehrere Vorteile: Es stärkt nicht nur ihre Loyalität und ihr Engagement für die Inhalte der Zeitung, sondern hilft auch, die Lesergemeinschaft nachhaltig zu festigen. Diese Vorteile können Regionalverlage gezielt für ihren Erfolg nutzen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Regionalzeitungen in Deutschland das Gemeinschaftsgefühl ihrer Leser fördern.

Vorteile von Community Building für Regionalzeitungen  

Community Building ist ein vielversprechendes Instrument für Regionalverlage, da es auf Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen basiert, die eine starke Wirkung auf Leser als soziale Wesen haben können. Leser fühlen sich stärker eingebunden, wenn sie aktiv an der Gestaltung von Inhalten mitwirken oder an Diskussionen teilnehmen. Indem Regionalzeitungen diese Bedürfnisse durch Community Building erfüllen, stärken sie die Bindung zu ihren Lesern, was sich positiv auf die Beziehung zwischen Verlag und Leserschaft auswirkt.

Die enge Verbindung zu den Inhalten und zur Gemeinschaft eines Verlags trägt dazu bei, dass Leser langfristig treue Abonnenten bleiben. Das erleichtert auch die Umstellung von Print- zu Digital-Abonnements, was im digitalen Zeitalter für Verlage besonders wichtig ist. Eine starke Lesergemeinschaft kann zudem die Empfehlungsrate erhöhen und somit das Wachstum der Leserschaft fördern.

Darüber hinaus ermöglicht der Austausch zwischen Zeitung und Lesern wertvolle Einblicke in deren Bedürfnisse, sodass das redaktionelle Angebot gezielt angepasst werden kann. Direktes Leser-Feedback bildet eine solide Grundlage, um die Erwartungen der Leserschaft besser zu erfüllen. Gleichzeitig erhöht eine starke Gemeinschaft die Bereitschaft der Leser, an Umfragen teilzunehmen und ihre Meinung zu teilen.

Für Regionalzeitungen ist Community Building daher ein zentrales Werkzeug. Die gestärkte Leserbindung und die Optimierung der Inhalte nach den Wünschen der Leser tragen wesentlich zum langfristigen wirtschaftlichen Erfolg bei.

Maßnahmen im Community Building von Regionalzeitungen

Um die Beziehung zwischen Lesern und Redaktion zu stärken und die Leser aktiv in den Dialog einzubinden, verfolgen Verlage verschiedene Maßnahmen. Diese finden sowohl online als auch offline statt. Die folgenden Beispiele zu Maßnahmen im Community Building von Regionalzeitungen veranschaulichen die vielfältigen Möglichkeiten.  

Digitale Plattformen zur Interaktion

In eigenen Foren und auf Leserplattformen bieten Regionalzeitungen ihren Lesern die Möglichkeit, Inhalte zu bewerten und zu kommentieren sowie darüber hinaus eigene Inhalte, in Form von Fotos, Texten und mehr, zu verfassen. Das Erstellen eigener Inhalte bindet die Leserschaft stärker ein, als nur von Redakteuren verfasste Artikel zu lesen.  

Im Leserforum der Nürnberger Nachrichten haben Abonnenten verschiedene Möglichkeiten zum Austausch und zur Mitgestaltung der Regionalzeitung: Sie können im Portal zu aktuellen Themen Stellung beziehen und Diskussionen anregen. Leserumfragen zu unterschiedlichen Themen und Artikeln geben Stimmungsbilder der Region wieder. Mit eigenen Fotos können Leser zum Instagram-Kanal der Zeitung, dem Onlineauftritt und Leserbriefseiten beitragen.  

Der Weser-Kurier veröffentlicht mit der Serie „Bremens Beste“ regelmäßig die Meinungen seiner Leser zu den schönsten Orten und Attraktionen der Stadt Bremen.  

User-Generated Content  

Die Einbindung der Leser ist besonders stark, wenn sie dazu ermutigt werden, selbst einen Beitrag zu leisten. Die Serie „Mein Kiez“ des Weser-Kuriers lädt Leser aktiv dazu ein, Inhalte mitzugestalten und ihr Viertel der Stadt Bremen vorzustellen. Dokumentiert werden die Inhalte multimedial mit Fotos und einem kleinen Video. Das schafft Identifikation mit der Heimat und unterstützt die Gemeinschaft.  

Die Heilbronner Stimme bietet Lesern die Gelegenheit, aufgenommene Fotos, Rezepte, Ausflugstipps und vieles mehr im digitalen Bürgerportal zu teilen. Die beteiligten Leser sind die sogenannten Heimatreporter. Über Kommentare im Heimatprotal findet nicht nur ein Austausch statt, es werden auch Treffen organisiert. Mit den Heimatreportern und ihren Beiträgen kultiviert die Heilbronner Stimme regionalen Austausch, fördert Inhalte rund um die Heimat der Leser und das Zusammenkommen als Gemeinschaft.

Im Portal meine.stimme der Regionalzeitung Heilbronner Stimme teilen Leser ihre Inhalte

Das „Heimat-Puzzle“, zu dessen Mitgestaltung die Heilbronner Stimme ihre Leser aufgerufen hatte, stellt einen weiteren Mehrwert dar. Die Fotos der Region und die Teilnahme am Fotowettbewerb schaffen Identifikation mit der Regionalzeitung und stärken das Gemeinschaftsgefühl.  

Mit dem Projekt „Bürgerjournalismus“ startete die Leipziger Zeitung 2022 einen Aufruf an ihre Leserschaft, für die Region bedeutsame Themen journalistisch zu bearbeiten. Ziel war es, in Sachsen ein Netzwerk für Bürgerjournalismus aufzubauen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich an der Berichterstattung zu beteiligen. Zwischen Oktober 2022 und März 2023 wurden 55 Beiträge publiziert, 32 Leser im Alter von 12 bis 67 Jahren nahmen teil.

Lokale Veranstaltungen

Von Zeitungen organisierte, lokale Veranstaltungen bieten Gelegenheit zum Austausch der Leser untereinander und mit der Redaktion. Mit Events wie Leserfesten stärken Regionalzeitungen durch direkte Interaktion die Leserbindung sowie das Gemeinschaftsgefühl und fördern den aktiven Austausch.  

Die Regionalzeitungen Thüringer Allgemeine, Ostthüringer Zeitung und Thüringer Landeszeitung bieten regelmäßig Klub-Leserfeste an, bei denen die Teilnehmer Vorteile in Form von Vergünstigungen erhalten. Unterschiedliche Zielgruppen liegen im Fokus dieser Events – von Familien- oder Weinfesten bis hin zu Konzerten. Teilnehmende Leser können sich beim Event über die digitale Tageszeitung informieren und im persönlichen Gespräch Fragen zum digitalen Lesen stellen – eine zusätzliche Maßnahme, die Leserbindung zu stärken und mögliche Hindernisse der Digitalisierung zu überwinden.  

Die Rhein-Zeitung nutzt den RZ-Wandertag, um naturbegeisterte Leser einzuladen, gemeinsam die Landschaft in Rheinland-Pfalz zu erkunden. Die Ausflüge schaffen Gemeinschaft und Identifikation mit der Region und so auch mit der Regionalzeitung und ihren Inhalten.  

Mit einer „Leserakademie“ bietet der Weser-Kurier insbesondere der älteren Generation von Nachrichtenlesern die Möglichkeit, an ausgeschriebenen Tagen an Schulungen teilzunehmen. Die Themen reichen von Smartphone- und Tablet-Schulungen zu GPS-Navigationskursen und Handlettering für Einsteiger. So stärkt der Weser-Kurier einerseits das Gemeinschaftsgefühl und die Leserbindung, während Leser gleichzeitig ihre Kompetenzen für Digital-Angebote verbessern.  

Die Weser-Kurier „Leserakademie“ bietet Interssierten Weiterbildungsmöglichkeiten und Gemeinschaft

Eine weitere Maßnahme im Community Management von Verlagen sind Leserreisen. Diese werden von vielen Regionalzeitungen angeboten, darunter die Kölnische Rundschau mit ihrem Angebot für Leser und Abonnenten, der Kölner Stadt-Anzeiger oder der Münchner Merkur. Vorteile wie Rabatte und exklusive Angebote stärken die Kundenbindung der Leser.  

Social Media  

Über Social-Media-Plattformen fördern Regionalzeitungen die Interaktion mit Lesern. Dazu tragen Diskussionen und das aktive Einbinden der Leser in aktuelle Themen mit Lesergruppen und Themenforen bei. Die bidirektionale Kommunikation auf Social Media, bei der Nutzer nicht nur Konsumenten, sondern auch Produzenten sind, ermöglicht eine starke Online-Gemeinschaft, die Zeitungen nutzen können.

Die Heilbronner Stimme verwendet die Beiträge ihrer Heimatreporter oft in Form von Fotos für den eigenen Social-Media-Autritt. Auch die Nutzung von Umfragen über Social Media ist hilfreich, zeigt der Weser Kurier. Die Regionalzeitung aus Niedersachen veröffentlicht mit Umfragen auf Social Media gewonnene Erkenntnisse und Meinungen in Artikeln der bereits beschriebenen Serie „Bremens Beste“.    

Mitgliedschaftsprogramme  

Mitgliedschaften sind ebenfalls eine vielversprechende Maßnahme für Regionalzeitungen, die Leser in einer Gemeinschaft zu vereinen. Eine Kooperation mit lokalen Unternehmen, wie Kinos, Theatern oder Supermärkten nutzen die Regionalzeitungen Thüringer Allgemeine, Ostthüringer Zeitung und Thüringer Landeszeitung, indem sie Klub-Mitgliedschaften anbieten. Leser erhalten darüber nicht nur diverse Rabatte und Vorteile, sondern finden sich gleichzeitig in einer Gemeinschaft wieder, für die regelmäßig exklusive Events veranstaltet werden. Dort haben die Leser die Möglichkeit, mit Redakteuren zu interagieren. Mitgliedschaftsprogramme lassen sich auch als Bundle anbieten, um einen Anreiz für Digital-Abos zu schaffen.  

Community Building erlaubt kreative Konzepte  

Regionalzeitungen steht eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verfügung, die Gemeinschaft ihrer Leser zu stärken. Digitale Plattformen, wie Leserforen, die Nutzung von Social Media oder lokale Veranstaltungen ermöglichen den Verlagen, ihre Leser aktiv in den Dialog miteinzubinden. Das Spiegel-Magazin schafft mit seinem Konzept Spiegel Debatte einen Raum für noch mehr Leserbeteiligung. Mitglieder der Community können nicht nur Kommentare hinterlassen oder an Abstimmungen teilnehmen. Die Redaktion definiert außerdem Debattenfragen, zu denen sich die Leser austauschen können.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist User-Generated Content, der nicht nur Möglichkeiten zum Austausch bietet, sondern Lesern darüber hinaus eine eigene Stimme gibt. Die Mitgestaltung durch Fotos, Meinungen oder sogar Texte vertieft die Beziehung zwischen Leserschaft und Redaktion.  

Mittels lokaler Veranstaltungen und Mitgliedschaften schaffen Verlage Raum für direkte, interpersonale Kommunikation und Mehrwert im Alltag. Mithilfe dieser Maßnahmen können Regionalzeitungen treue, engagierte Gemeinschafen aufbauen, die über das reine Lesen der Inhalte hinausgehen.  

Ein erfolgreiches Beispiel für ein kreatives Konzept des Community Building ist die Wochenzeitung The Big Bend Sentinel, die in einem ländlichen, wenig besiedelten Gebiet in Texas veröffentlicht wird. Im Gebäude, in dem die Redaktion arbeitet, befinden sich außerdem ein Café, ein Einzelhandelsgeschäft und ein Veranstaltungsraum. Die Zeitung ist damit gleichzeitig eine Marke, die Gemeinschaft für die Leser schafft – und das sehr erfolgreich. Fast fünf Jahre nach Beginn des neuen Konzepts haben sich die Einnahmen versechsfacht.  

Verlangt die Zukunft mehr als reine Nachrichtenproduktion?  

Von Community Building profitieren sowohl Zeitungen als auch Verlage. Bei der Auswahl oder Kombination der Maßnahmen sind die Verlagsgröße und damit einhergehende Kapazitäten zu berücksichtigen. Die Verlagerung des Schwerpunkts von der reinen Nachrichtenproduktion zur Förderung des gesellschaftlichen Engagements und des Gefühls der Verbundenheit der Leser zu ihrer Region kann für den Lokaljournalismus eine vielversprechende Möglichkeit sein, die Zukunft wirkungsvoll und erfolgreich zu gestalten.  

Wir von Purple unterstützen Sie mit unserer All-in-One Publishing Solution auf dem Weg ihrer digitalen Transformation – mit Tools zur Effizienzsteigerung der Redaktion und zur Optimierung von Workflows. Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns noch heute.  

Nicht sicher, ob Purple zu Ihnen passt?

Oder Sie haben individuelle Anforderungen?
Wir beraten Sie gerne.
Kevin Kallenbach, Head of Sales, Purple
Kevin Kallenbach
Head of Sales