Die digitale Transformation von Verlagen: Ein Weg zur Sicherung der Zukunft

Gundel Henke

Die Verlagsbranche steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Der demografische Wandel und ein verändertes Mediennutzungsverhalten begünstigen den Rückgang der Print-Erlöse, denn vor allem ältere Leser sind Abonnenten.

Die Verlagsbranche steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Der demografische Wandel und ein verändertes Mediennutzungsverhalten begünstigen den Rückgang der Print-Erlöse, denn vor allem ältere Leser sind Abonnenten. Während gestiegene Herstellungskosten für Print-Produkte und explodierende Zustellkosten ganze Bezirke unrentabel machen. Als Folge stellten jüngst bereits einige Zeitungen die Zustellung von Print-Ausgaben in einigen Regionen ein. Angesichts dieser Entwicklungen müssen Verlage sich digital neu aufstellen, um erfolgreich zu sein und eine Strategie entwickeln, die ihr gesamtes Geschäftsmodell trägt.

Die Digitale Präsenz: Wie Verlage sich im digitalen Raum positionieren

Die digitale Transformation erfordert eine radikale Neuausrichtung der Präsenz von Verlagen im Online-Bereich. Hierbei geht es nicht nur um das Portieren von Inhalten aus der Printwelt ins Digitale, sondern um das Verständnis, wie Leser online erreicht werden können. Zu den Basics zählen hier:  

Dynamische Websites: Dynamische, benutzerfreundliche Websites, die sich an verschiedene Bildschirmgrößen und -typen anpassen, sind die Basis für die digitale Präsenz. Diese Websites sollten schnelle Ladezeiten und eine einfache Navigation bieten.

Mobile Apps: Die Nutzung von mobilen Apps ermöglicht es Verlagen, näher an ihren Lesern zu sein. Hier können personalisierte Inhalte, Push-Benachrichtigungen und interaktive Elemente das digitale Leseerlebnis verbessern.

Social Media: Soziale Medien sind ein entscheidender Kanal zur Verbreitung von Inhalten und zur Interaktion mit Lesern. Insbesondere junge Leser nutzen soziale Medien oft als primäre Informationsquelle. Durch das Teilen von relevanten und ansprechenden Inhalten auf Plattformen, wie Twitter, Instagram und TikTok können Verlage ihre Nachrichten und Artikel direkt in die Newsfeeds ihrer Zielgruppen bringen. Verlage können aktiv in sozialen Medien präsent sein und eine engagierte Community aufbauen.

Inhalte, die im Digitalen funktionieren

Die digitale Welt erfordert eine völlig neue Herangehensweise an Inhalte. Journalistische Darstellungsformen, die im Print funktionieren, sind im Digitalen oft nicht so effektiv. Die Performance von verschiedenen Darstellungsformen im digitalen Raum kann stark variieren, und es gibt keine "One-Size-Fits-All"-Antwort darauf, welche Art von Inhalten am besten performt. Die Wahl der Inhalte hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Zielgruppe, des Themas, der Plattform und der strategischen Ziele des Verlags. Dennoch gibt es einige allgemeine Beobachtungen:

Nachrichten und Aktualitäten: Kurze Nachrichtenartikel und Aktualitäten sind gefragt, da sie aktuelle Informationen schnell und prägnant vermitteln. Diese Art von Inhalten eignet sich besonders gut für soziale Medien und mobile Apps, wo Leser oft nach den neuesten Nachrichten suchen.

Reportagen und Features: Längere Reportagen und Features können eine tiefere Analyse und Hintergrundinformationen zu komplexen Themen bieten. Sie eignen sich gut, um das Interesse und die Bindung der Leser zu fördern, insbesondere wenn sie ansprechend präsentiert werden.

Interviews und Meinungsbeiträge: Interviews mit Experten, Persönlichkeiten oder Meinungsbeiträge können eine wertvolle Ergänzung des redaktionellen Angebots sein. Sie ermöglichen es, verschiedene Perspektiven darzustellen und das Publikum zu engagieren.

Lokalnachrichten: Lokalnachrichten sind für viele Leser von großer Bedeutung. Verlage können durch die Berichterstattung über lokale Ereignisse und Entwicklungen eine treue Leserschaft aufbauen.

Multimediale Inhalte: Bilder, Videos und interaktive Elemente können die Attraktivität von Inhalten erhöhen und komplexe Informationen verständlicher machen. Beispielsweise können Video-Interviews oder Erklärungsvideos das Engagement steigern.

Personalisierung: Die Möglichkeit, Inhalte basierend auf den Interessen und dem Verhalten der Leser zu personalisieren, erhöht die Relevanz. Dies erfordert jedoch eine ausgeklügelte Content-Management-Strategie und technologische Lösungen.

Diversifikation der Einnahmequellen

Mit der Diversifikation des Einkommensportfolios stellen sich Verlage breiter auf. Dies ist ein wichtiger Baustein, da das digitale Geschäftsmodell anders funktioniert als das traditionelle Printgeschäft.

Eine Möglichkeit zur Monetarisierung bieten digitale Abonnements oder der Verkauf von Einzelartikeln. Hier gibt es verschiedene Modelle. Eine Übersicht verschiedener Paywall-Modelle finden stellen wir hier vor.

Die klassische Anzeigenschaltung funktioniert auch in der digitalen Welt. Uns so bleibt digitale Werbung eine wichtige Einnahmequelle, erfordert jedoch eine zielgerichtete Strategie und personalisierte Anzeigen.

Digitale Leserbindung: Mehr als nur Inhalte – Die Kunst der Interaktion

Die Unterzeichnung eines Digitalabonnements ist nicht das Ende, sondern vielmehr der Anfang einer vielversprechenden Partnerschaft zwischen Verlagen und Lesern. Um diese Bindung zu festigen, setzen Verlage verstärkt auf regelmäßige Interaktionen. Statt nur Inhalte zu liefern, werden Leser durch gezielte und persönliche Kommunikation in den Mittelpunkt gerückt.

Ein Schlüsselelement dieser Strategie sind regelmäßige Newsletter, die weit über simple Informationsübermittlung hinausgehen. Durch ansprechend gestaltete Newsletter erhalten Leser nicht nur aktuelle Updates, sondern erleben auch den menschlichen Aspekt hinter der Marke. Diese digitalen Nachrichten bieten nicht nur eine Plattform für exklusive Inhalte, sondern auch für Interaktion. Leser können an Umfragen teilnehmen, ihre Meinung äußern und aktiv an Diskussionen teilnehmen.

Es geht nicht nur darum, Informationen zu senden, sondern auch darum, zuzuhören. Die Kommentare und Meinungen der Leser werden geschätzt und fließen aktiv in zukünftige Inhalte ein. Diese bidirektionale Kommunikation schafft eine Gemeinschaftsatmosphäre, in der sich die Leser gehört und geschätzt fühlen.

In der Ära digitaler Leserbindung geht es nicht nur darum, hochwertige Inhalte zu liefern, sondern auch darum, eine lebendige und engagierte Gemeinschaft aufzubauen. Durch kontinuierliche, wertvolle Interaktionen wird nicht nur der Leser bei der Stange gehalten, sondern es entsteht auch eine Bindung, die über das rein Transaktionelle hinausgeht. Der Checkpoint Tagesspiegel ist ein Beispiel, wie Interaktion und Community Building mit einem Newsletter gestaltet werden kann.

Performance-Verständnis: Der Schlüssel zum Erfolg im Digitalen

Es ist wichtig zu beachten, dass erfolgreiche digitale Strategien oft auf Vielfalt setzen. Um unterschiedliche Leserbedürfnisse zu erfüllen, ist es ratsam eine breite Palette von Inhalten anzubieten. Doch welche Inhalte kommen am besten an? Das Verständnis der Performance verschiedener Artikeltypen im Digitalen ist entscheidend. Die Analyse der Performance einzelner Artikeltypen und die kontinuierliche Anpassung der Strategie sind entscheidend, um herauszufinden, welche Inhalte am besten bei der Zielgruppe ankommen und die strategischen Ziele des Verlags am effektivsten unterstützen.

Change Management und Kulturwandel

Die digitale Transformation erfordert einen kulturellen Wandel und ein umfassendes Change Management. Eine klare strategische Ausrichtung gibt den Mitarbeitern Orientierung. Transparente Kommunikation über die Maßnahmen und Konsequenzen, sowie die strategische Ausrichtung, bezieht alle Beteiligten ein. Und schlussendlich ist die  konsequente Umsetzung der Maßnahmen unerlässlich für eine erfolgreiche Transformation. Hier sind Verlage gefragt, offen für neue Ideen und Technologien zu sein und ihre Teams entsprechend zu schulen und zu unterstützen. Dieser Wandel betrifft nicht nur die technische Infrastruktur, sondern auch die Arbeitsweise und die Denkweise der Mitarbeiter.

Dies bedeutet, dass Mitarbeiter digitale Fähigkeiten entwickeln müssen, um effektiv in der digitalen Welt arbeiten zu können. Schulungen und Weiterbildungen sind  unerlässlich.

Mit einer offenen Innovationskultur zeigen Verlage, dass Innovation und Experimente willkommen sind. Dies bedeutet auch, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen.

Die digitale Welt steht nie still. Neue Technologien, Trend und veränderte Lesergewohnheiten und –interessen – die Gegebenheiten ändern sich ständig. Das erfordert ein hohes Maß an Agilität. Cross-funktionale Teams und agile Methoden, wie Scrum, Lean Publishing bieten Verlagen die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die sie benötigen, um auf sich ändernde Gegebenheiten reagieren zu können.

Ein Ausblick: Die Digitale Zukunft der Verlagswelt

Die digitale Transformation ist unumgänglich, aber auch eine Chance für Verlage, ihr Geschäft neu zu gestalten und erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Durch eine verstärkte digitale Präsenz, die Diversifikation der Einnahmequellen und einen kulturellen Wandel können Verlage den Weg ebnen, um ihre Leser in der digitalen Ära zu erreichen und ihr Geschäftsmodell auf eine solide digitale Grundlage zu stellen. Diejenigen, die diese Herausforderungen annehmen, werden die Zukunft des Verlagswesens gestalten und erfolgreich sein.

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Kevin Kallenbach
Head of Sales