KI im Verlagswesen: Einblicke und Prognosen von Peter Dyllick-Brenzinger, Head of Product and Engineering bei Purple

Ninja Sinke

Im Interview gibt Peter Dyllick-Brenzinger, Head of Product and Engineering bei Purple, Einblicke in seine jahrelange Arbeit mit künstlicher Intelligenz und verrät, wie er die Technologie auch persönlich nutzt. Von den Anfängen der KI in der Verlagsbranche, aktuellen Möglichkeiten für Medienschaffende und den Herausforderungen, die der Wandel mit sich bringt.

Peter Dyllick-Brenzinger ist Head of Product and Engineering bei Purple. Er beschäftigt sich beruflich seit mittlerweile sieben Jahren mit KI – und nutzt diese auch in seinem persönlichen Alltag. Im Interview dreht sich daher alles um KI und Peter verrät spannende Einblicke zu den Möglichkeiten, die sich der Verlagsbranche mit dieser Technologie bieten. Von aktuellen Chancen und Risiken der Verwendung von KI im Publishing-Bereich, über den Einsatz von KI im CMS von Purple, bis hin zu seiner Prognose für die kommenden Jahre.  

KI als Sparringpartner und Ideengeber im Alltag  

Peter, was ist dein beruflicher Hintergrund und wie bist du zu Purple gekommen?

Peter Dyllick-Brenzinger: Bevor ich zu Purple gekommen bin, habe ich die Produktentwicklung für das interne CMS bei Axel Springer geleitet. In meinen acht Jahren bei Axel Springer habe ich von Apps über bild.de bis hin zu KI-basierten Assistenzsystemen viele verschiedene Themen verantwortet. Zu Purple bin ich gewechselt, weil ich hier mit diesen Themen viel mehr Wirkung habe.  

Wie sehen deine Aufgaben bei Purple genau aus?

Peter Dyllick-Brenzinger: Ich leite die Produktentwicklung und baue zusammen mit unseren Software Entwicklern und Produkt Managern Purple zur führenden Publishing-Lösung aus. Dabei ist es meine Aufgabe, einen optimalen Rahmen für diese Arbeit zu schaffen: Durch eine klare, erfolgsorientierte Produktstrategie, ideale Prozesse und eine wertschätzende Personalentwicklung.

KI-Tools haben sich im letzten Jahr rasant entwickelt. Wie hat sich dein Arbeitsalltag dadurch verändert?

Peter Dyllick-Brenzinger: ChatGPT ist bei mir immer offen. Ich nutze die KI als Sparring-Partner und Ideengeber. Meist entscheide ich mich gegen die Vorschläge – aber dann bin ich dank des Inputs immer schon einen Schritt weiter. Wo ich es wirklich nicht mehr vermissen möchte: Bei der Erstellung komplexerer Excel-Formeln oder SQL-Queries für unser Data Warehouse. Hier bin ich locker zehnmal schneller, als ohne ChatGPT.

Erinnerst du dich, wann das Thema KI zum ersten Mal in deinem Arbeitsalltag aufgekommen ist und wie deine persönliche Meinung dazu war?

Peter Dyllick-Brenzinger: Das war im Herbst 2017, als ich das „Content Intelligence“-Team bei Axel Springer übernommen habe. Ein Kollege hatte dort bereits mit einfachen Machine-Learning-Modellen erste Erfolge. Wir haben das dann weiter ausgebaut und viele kleine Slack-Bots gebaut, die den Redaktionskollegen KI-basierte Empfehlungen geben konnten. Ich fand das sofort extrem spannend, aber auch noch sehr begrenzt. Oft genug konnten wir Ideen nicht umsetzen, weil die Technik noch nicht so weit war. Das ist heute anders.

Peter Dyllick-Brenzinger: »Eine Chance bei der Verwendung von KI liegt ganz klar in der Arbeitserleichterung«

Wo siehst du die Chancen und Risiken bei der Verwendung von KI im Publishing-Bereich?

Peter Dyllick-Brenzinger: Eine Chance liegt ganz klar in der Arbeitserleichterung, die schon heute möglich ist. Dabei ist wichtig, dass KI eigentlich nie sofort perfekt funktioniert. Man muss immer relativ viel Arbeit investieren, bis die Ergebnisse so sind, wie man sie möchte. Zum Beispiel, indem man sogenannte Prompts (Arbeitsanweisung an KI Sprachmodelle) perfektioniert, Modelle trainiert oder die Einbindung in Arbeitsprozesse optimiert. Risiken sehe ich in der Schwemme von computergenerierten Texten. Bis vor kurzem war die Produktion von Text teuer und dadurch haben Menschen einem Text immer einen Wert zugerechnet. Die Kosten von Texterstellung gehen inzwischen aber gegen Null und die Sprachmodelle orientieren sich technologiebedingt nicht an der Wahrheit. Damit werden wir mit zunehmenden Mengen von Text konfrontiert, der keinen Bezug zur Wahrheit hat. Das macht richtigen Journalismus natürlich noch wichtiger – ist aber auch eine Konkurrenz.

„Ein Leben mit KI wird ein komfortableres Leben sein und eines, in dem man sich mit dem beschäftigen kann, was einen wirklich interessiert – oder was großen Wert schafft.“ Peter Dyllick-Brenzinger

Was fasziniert dich persönlich am meisten an KI?

Peter Dyllick-Brenzinger: Die Möglichkeit, lästige Arbeiten zu automatisieren. Ich glaube, ein Leben mit KI wird ein komfortableres Leben sein und eines, in dem man sich mit dem beschäftigen kann, was einen wirklich interessiert – oder was großen Wert schafft. Das gilt für den Journalismus, aber auch für viele andere Lebensbereiche.  

Wie bleibst du „am Ball“, wenn es um neue Technologien geht?

Peter Dyllick-Brenzinger: Ich bin viel auf X (ehemals Twitter) und Bluesky, einem der Twitter-Konkurrenten. Dort wird meist zuerst über neue Modelle oder Tools geschrieben und diskutiert. Dazu haben wir bei Purple einen regen Austausch zu den neusten Entwicklungen. 

Ein Blick auf die Mitbewerber: Was sind die Herausforderungen, mit denen Purple zu tun hat?

Peter Dyllick-Brenzinger: Mit Purple haben wir schon sehr früh auf KI gesetzt. Unseren Link Optimizer, mit dem man schnell und einfach Artikel-zu-Artikel-Verlinkungen generieren kann, haben die Kollegen 2019 angefangen. Das Tool basiert auf einem eigenen Deep-Learning-Modell. Durch OpenAI und die GPT-APIs kann jetzt jede Firma schnell KI-Funktionen anbieten – damit haben wir natürlich mehr Konkurrenz. Aber unsere Erfahrung in diesem Bereich ist ein großer Vorteil. Weil wir wissen, was eine erfolgreiche KI-Integration ausmacht.  

Welche Möglichkeiten integrierte KI im CMS von Purple bietet  

Wie ist der Purple Hub entstanden und welche Rolle hat KI dabei gespielt? Welche Gedanken waren bei der Entstehung grundlegend?

Peter Dyllick-Brenzinger: KI kann seine volle Kraft nur entfalten, wenn es ideal in die Arbeitsprozesse integriert ist. Daher war KI von Anfang an ein entscheidender Aspekt bei der Entwicklung des Hub. Dadurch, dass unsere Software die komplette Wertschöpfungskette bedient, können wir überall KI integrieren, wo es wirklich einen Wert schafft. Zusammen mit unseren Kunden testen wir ständig verschiedene Ideen.

„Unsere Vision ist ein One-Click-Article, also eine Oberfläche, in der man alle nichtschöpferischen Aufgaben rund um die Artikel-Erstellung mit einem Klick erledigen kann.“ Peter Dyllick-Brenzinger  

Wie wird KI im CMS von Purple genau eingesetzt?

Peter Dyllick-Brenzinger: Da ist die Bandbreite ziemlich groß – angefangen von relativ einfachen Funktionen wie der automatischen Vertaggung von Content über eine sogenannte Named Entity Recognition, die Anzeige ähnlicher Artikel im eigenen Archiv und im Netz bis hin zum bereits erwähnten Link Optimizer, der Verlinkungsvorschläge für Artikel und Produkte generiert. Auch unsere GPT-Integration Purple Prompts entwickeln wir immer weiter. Hier bieten wir ein relativ einzigartiges Prompt-Management an. Wir glauben, dass Prompts zentral in einer Redaktion verwaltet werden sollten – und das bieten wir. Unsere Vision ist ein One-Click-Article, also eine Oberfläche, in der man alle nichtschöpferischen Aufgaben rund um die Artikel-Erstellung mit einem Klick erledigen kann. Beispielsweise den SEO-Titel oder die Keywords.  

Was müssen Unternehmen heute beachten, um zukunftsfähig zu bleiben?

Peter Dyllick-Brenzinger: Es klingt im Jahr 2024 wahrscheinlich schon etwas abgedroschen, aber es geht immer noch um die Digitalisierung. Die damit einhergehenden Change-Prozesse innerhalb der Verlage sollte man nicht unterschätzen. Ein digitaler Mindset ist heute zwingend erforderlich. Und das fängt natürlich mit einer Digital-First-Lösung wie Purple an.

Wenn man sieht, welche Tools, Möglichkeiten und Entwicklungen allein innerhalb des letzten Jahres aus der Erde geschossen sind – wie ist es möglich, nicht den Anschluss zu verlieren?

Peter Dyllick-Brenzinger: Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll. Das ist in der aktuellen Schwemme von KI-Lösungen und -Features offensichtlich. Es ist nicht damit getan, irgendwo einen ChatGPT-Knopf hineinzubauen. KI ist anspruchsvoll und dadurch, dass es immer auf Wahrscheinlichkeiten basiert, folgt es auch anderen Gesetzmäßigkeiten als „normale“ Software. Das wird oft übersehen.   

Wie Purple die Zukunft im Verlagswesen mitgestaltet

Wirf doch bitte einen Blick in die Zukunft: Was wünschst du dir für die nächsten fünf Jahre?

Peter Dyllick-Brenzinger: Ich hoffe, dass der Journalismus dank KI zu seinen Wurzeln zurückkehren kann. „Sagen, was ist“ und nicht 20 Felder in einem Steuererklärungsformular-ähnlichen CMS auszufüllen. Damit also höhere Qualität, kritischere Blicke auf die wichtigen Themen unserer Zeit und natürlich auch mehr Inhalte über die schönen Dinge des Lebens. Dabei aber gleichzeitig auch eine Demokratisierung der KI – also viele kleine KI-Modelle, idealerweise Open Source. So, dass Verlage und ihre Partner von der Wertschöpfung entscheidend profitieren können.

Nun der realistische Blick: Was befürchtest du?

Peter Dyllick-Brenzinger: KI ist aktuell eine zentralisierende Technologie. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir in einer Welt leben, in der ein großer Teil der Wertschöpfung der Wissensarbeit in wenigen Händen landet. Bisher ging Wissensarbeit nur dezentral – das hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Dazu kommt, dass diese Zentralisierung auch ganz grundlegende Herausforderungen für die digitalen Geschäftsmodelle der Verlage bedeutet. Wenn der KI-Chat-Bot die zentrale Form wird, mit dem Wissen der Welt zu interagieren, welche Bedeutung hat dann noch ein Verlag? Wie verdient man in einer solchen Welt noch Geld mit Inhalten?

Was ist seitens Purple in der nächsten Zeit geplant? Worauf liegt der Fokus?

Peter Dyllick-Brenzinger: Wir arbeiten weiter daran, KI möglichst reibungslos in allen Schritten der Wertschöpfung zu integrieren. Unser Ziel ist es, Geschichten fertigzumachen, mit nur einem Klick.  

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Kevin Kallenbach, Head of Sales, Purple
Kevin Kallenbach
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