Nov 9, 2023
Leser im Fokus: Wie die HAAS Mediengruppe den Wandel zu digitalen Inhalten gestaltet.
Digital Publishing Deep Dive Folge 10
Tauchen Sie tief in die Welt des Digital Publishing ein, in unserer zehnten Folge. In diesem Gespräch sprechen Christian Kallenberg, Inhaber von We Like Mags, und Benjamin Kolb, Geschäftsführer von SPRYLAB und Purple, mit Mark Wittland, dem Verlagsleiter Privatkunden und Paid Content bei der Mediengruppe HAAS.
Tauchen Sie ein in die Welt des digitalen Wandels im Verlagswesen! In unserem Podcast spricht Mark Wittland von der HAAS Mediengruppe über den Prozess, wie Print-Zeitungen in die digitale Ära überführt werden. Von der Segmentierung der Zielgruppen bis zur Schaffung und Vermarktung digitaler Produkte, von Maßnahmen zur Gewinnung von Lesern für digitale Abonnements bis zur Steigerung des Leserengagements – wir beleuchten alle Aspekte. Dabei werfen wir auch einen Blick auf die Auswirkungen auf Unternehmenskultur und redaktionelle Workflows. Erfahren Sie, wie die Pandemie und Remote Work die Art zu Arbeiten beeinflusst haben. Ein informativer und unterhaltsamer Podcast, der die Verlagswelt im Wandel zeigt.
Christian Kallenberg: Willkommen zum Digital Publishing Deep Dive von sprylab technologies und We likeMags. Mein Name ist Christian Kallenberg und auch heute sitzt mir gegenüber wieder Benjamin Kolb, Geschäftsführer von sprylab technologies. Hallo Benni!
Benjamin Kolb: Hallo Christian!
Christian Kallenberg: Benni, wir haben dieses Mal - nachdem es letztes Mal etwas theoretisch war mit Professor Seeger - jemanden aus der Praxis gewonnen, denn heute ist bei uns Mark Wittland, Verlagsleiter Privatkunden und Paid Content bei der Mediengruppe HAAS.
Benjamin Kolb: Ja, total spannend und vor allem auch für uns relativ ungewohnt. Gar nicht remote, sondern alle am Tisch sitzend. Da freue ich mich sehr drauf.
Christian Kallenberg: Ich freue mich auch drauf und deswegen fangen wir jetzt auch gleich an. Viel Spaß. Hallo Mark!
Mark Wittland: Hallo Christian, hallo Benni.
Christian Kallenberg: Mark, wenn ich mit Freunden gesprochen habe aus der Branche, die haben gesagt: Mannheimer Morgen, das kennen sie, aber die HAAS Mediengruppe, die hinter dem Mannheimer Morgen steht, war nicht allen ein Begriff. Magst du uns einmal erzählen, was macht die HAAS Mediengruppe denn eigentlich alles?
Mark Wittland: Ja, die HAAS Mediengruppe ist eine regionale Mediengruppe in Baden-Württemberg und Hessen. Wir haben 5 Tageszeitungstitel im Portfolio. Der Mannheimer Morgen ist in der Tat der größte und bekannteste Titel. Das ist auch unser Hauptsitz. Und daneben haben wir die Schwetzinger Zeitung, den Bergsträßer Anzeiger, die Fränkischen Nachrichten und den Südhessen Morgen als Tageszeitungstitel im Portfolio. Durchaus sehr unterschiedliche Titel mit unterschiedlichen Verbreitungsgebieten. Also eher so das urbane Mannheim und dann geht's da auch sehr stark ins Ländliche rein mit den jeweiligen Stärken und Herausforderungen, die man da typischerweise hat. Und ja daneben gibt es ein Portfolio von Radio Beteiligungen. Wir haben weitere Magazin Produkte und es gibt so eine ganze Reihe von B2B Dienstleistungen im Bereich Vermarktung, Agentur und Druckdienstleistungen.
Christian Kallenberg: Du bist Herr Verlagsleiter Privatkunden und Paid Content für die gesamte Gruppe. Und so wie du es gerade vorgestellt hast, mit den unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten stelle ich mir das als eine sehr, sehr breite Aufgabe vor. Ist das so?
Mark Wittland: Das ist so. Genau, wir betreuen die Titelzentral aus Mannheim im Bereich Lesermarkt. Das heißt, Vertrieb und Marketing ist da ein Schwerpunkt. Kundenservice, Kundenbindung sind da wichtige Themen.Wir haben einen Vorteilsprogramm/ Kundenbindungsprogramm, wo noch mal so 20.000Abonnenten mit drin sind. Das ist ein Thema, was bei uns im Team betreut wird. Und daneben ist der ganze Bereich Digitalisierung des Abo Geschäfts ein absoluter Schwerpunkt für uns. Dazu haben wir auch neue Bereiche im Lesermarkt geschaffen. Produktmanagement, Webentwicklung sind neue Teams, die jetzt dazu gekommen sind und dann immer auch integraler Bestandteil im Lesermarkt sind und da ist die Idee, dass die dann auch sehr eng verzahnt mit Vertriebsmarketing und anderen Teams dann zusammenarbeiten.
Christian Kallenberg: Wie bist du an diesem Multitasking Aufgabe rangekommen?
Mark Wittland: Es war für mich eine spannende Aufgabe und spannender Move, da ist zum einen die Aufgabe einmal den klassischen Lesermarkt zu verantworten und daneben auch den Digitalbereich neu aufzubauen. Und wir haben uns als HAAS Mediengruppe - das betrifft jetzt nicht nur den Lesermarkt, sondern insgesamt das ganze Unternehmen - haben wir uns vor 2, 3 Jahren da auf dem Weg gemacht, die Herausforderungen, die es gibt in der Branche, die auch durchaus schwerwiegend sind, sage ich mal aktiv anzunehmen und wirklich aus dem relativ klassisch aufgestellten print-orientierten Medienhaus jetzt ein Unternehmen zu machen, was primär auf digitalen Geschäftsmodellen basiert.
Christian Kallenberg: Wie ist dein Bereich da konkret organisiert?
Mark Wittland: Mein Bereich, wir sind knapp 50 Leute bei mir im Bereich, das sind vier Teams. Das ist einmal Vertrieb und Marketing. Also die Kollegen/Kolleginnen, die sich um Vertriebsmarketing, das ganze Abo-Geschäft für die Produkte Print, E-Paper und Digital Plus kümmern. Dann ist es ein Team, was sich um alle Kundenservice / Kundenbindungsmaßnahmen kümmert. Da gehört auch ein eigenes Kundenservice-Center, ein eigenes Callcenter dazu, was wir am Standort haben. Und dann sind es die Digitalbereiche. Also es ist ein Produktmanagement, wo im Prinzip alle Aufgaben rund um unsere digitalen Portale und Produkte abgebildet sind und Webentwicklung, wo wir große Teile unserer technischen Entwicklung dann eben auch inhouse umsetzen.
Christian Kallenberg: Und ich nehme mal an, du hast es gerade schon angesprochen, die Herausforderungen, vor denen Ihr so steht, ähneln sich denen, die insgesamt in der Branche vorherrschen. Gerade für regionale Publisher ist es ein bisschen kompliziert im Print, oder?
Mark Wittland: Es ist im Print kompliziert und das wird wahrscheinlich auch weiter komplizierter werden. Klar, da sind unsere Herausforderung ähnlich, wie bei fast allen Playern in der Branche. Wir sind da mit extremen Kostensteigerung konfrontiert, Energiekosten, Produktionskosten, das ganze Thema Logistik ist natürlich ein riesen Thema. Bei sinkenden Auflagen wird eben die Zustellung immer teurer. Deshalb ist für uns der Fokus, das digitale Abo-Geschäft der absolute Schwerpunkt.
Christian Kallenberg: Das würde mich jetzt aber auch interessieren, wie packt Ihr es an? Aber vielleicht hat Benni noch eine konkrete Frage.
Benjamin Kolb: Genau, wie sieht denn die Lösung eigentlich zu den ganzen Herausforderung aus? Vor allem in einem Bereich im Privatkundengeschäft ist es ja so, dass viele Verlage in Richtung, wie können Sie Ihre Abo-Modelle stärken, Werbemarkt schwierig. Das heißt, die meisten gehen jetzt eigentlich ja auf Abonnements, die sich in verschiedene Gruppen vielleicht unterteilen. Es gibt ja immer noch die Print-Abonnenten, die man hat, die vielleicht ein Stück weit weniger werden, aber die man vielleicht auch konvertieren kann. Wie sieht eure Strategie da aus?
Mark Wittland: Da haben wir imWesentlichen zwei Schwerpunkte, die wir uns angucken. Das eine ist, wie schaffen wir es unsere Bestandsabonnenten, also langjährige Abonnenten mitzunehmen in die digitale Welt und der zweite Punkt ist natürlich, wie sprechen wir neue Kunden an, neue Zielgruppen an mit neuen Produkten. Ich fang vielleicht mal beim ersten Punkt an. Bei unseren Bestandsabonnenten, da ist es so, dass wir vor anderthalb Jahren den Schritt gemacht haben, dass wir gesagt haben, es gibt eigentlich kein reines Print-Abo mehr, sondern alle Print-Abonnenten kriegen das komplette Produktportfolio in einem Paket. Also quasi ein Komplett-Abo, wo das E-Paper mit drin ist, wo Digital Plus mit drin ist, wo News Apps mit drin sind und weitere Produkte. Und hier geht's natürlich sehr stark darum, dass wir dann diese Abonnenten auch stärker in die digitale Nutzung reinbekommen. Das heißt, wir gucken uns sehr genau an, wie schaffen wir es, dass die sich im ersten Schritt dann mal für die digitalen Produkte registrieren und dann auch zunehmend in eine Nutzung reinkommen. Das ist eine langfristige, sehr langfristige Aufgabe.
Benjamin Kolb: Wo steht dir denn da jetzt ja, wenn man mal von 0 auf 100%, wo seid ihr da nach anderthalb Jahren?
Mark Wittland: Nach anderthalb Jahren haben sich jetzt ungefähr 40% unserer Abonnenten, unserer Print-Abonnentenfür das digitale Produkt jetzt registriert und nutzen dieses Produkt. Da geht's um verschiedene Aspekte. Das eine ist natürlich Usability. Gerade für dieseZielgruppe gibt's noch mal besondere Herausforderungen. Wie kriege ich die gut in die Prozesse rein? Da spielt bei uns das E-Paper eine ganz wichtige Rolle. Im Prinzip, das Print-Layout übertragen ins Digitale ist natürlich ein erster Schritt. Da sind weitere Themen, wie Vorlesefunktion, wie gute Führung durch die Prozesse spielen eine wichtige Rolle bei dem Kunden.
Benjamin Kolb: Womit rechnet Ihr denn als Ziel? Also jetzt seid Ihr bei 40%. Ich denke mal nicht, dass ihr glaubt 100% digitalisieren zu können. Wie viel schreibt ihr denn ab?
Mark Wittland: Wie viel wir abschreiben, kann ich gar nicht so sagen. Ich glaube das ist realistisch, dass wir schon zwei Drittel der Kunden, die wir jetzt haben, in eine gute digitale Nutzung reinzubekommen. Da spielen z.B. auch sowas wie Mehrwerte, die man im Print nicht hat, eine wichtige Rolle. Wir haben im letzten Jahr so eine digitale Sonntagszeitung eingeführt, also ein eine echte siebte Ausgabe im E-Paper, die man nicht mehr gedruckt hat. Und da kann ich natürlich immer schön drauf hinweisen und das sind dann Mehrwerte, für die sich auch im Print sozialisierte Kunden dann im E-Paper registrieren und dieses dann nutzen.
Benjamin Kolb: Habt Ihr noch andere Mehrwerte, die wir im Blick haben? So etwas, was jetzt z.B. Engagement mit euren Produkten angeht, das über das reine Lesen von Artikeln hinaus geht?
Mark Wittland: Ja, absolut! Also das ganze Thema interaktive Rätsel, Spiele spielt eine wichtige Rolle. Auch das sind Mehrwerte, für die sich auch die eher klassisch orientierten Kunden registrieren und dann in die Nutzung reinkommen. Da spielt auch so ein Thema wie z.B. Podcast eine Rolle. Auch das sind Sachen, mit denen quasi unsere Print Leser nicht typischerweise so direkt in Verbindung kommen. Und dann diese Produkte gut in diese E-Paper App rein zu integrieren, dass ich sie direkt aus der App, aus der E-Paper App heraus starten kann, das bringt tatsächlich einiges wenn es darum geht, die Kunden dann auch zu aktivieren und dauerhaft dann im Produkt zu behalten.
Benjamin Kolb: Das sind Investitionen in die Zukunft und das bringt einiges, meintest Du. Jetzt ist die spannende Frage, wie viel bringt das denn? Also, wie ist denn die Konversion in solche enhanced features, die so ein Produkt mitbringt ?
Mark Wittland: Auch das ist ein Thema, was man langfristig betrachten muss aus unserer Sicht. Da geht es wirklich darum, dass wir im ersten Schritt gucken, ich habe eine gute Nutzung in diesem Premiumprodukt, in den digitalen Produkten und dann sehen wir, dass viele Leute dann auch im zweiten Schritt tatsächlich umstellen in das E-Paper und dann quasi zu digital-only Abonnenten werden. Und da sehen wir schon stetige Konvertierung. Im Moment ist es jetzt so, dass am Gesamt-Abobestand gesehen 15% der Abonnenten reine Digital-Abonnenten geworden sind.
Benjamin Kolb: Jetzt haben wir viel über die Print- und E-Paper Abonnenten und vielleicht Erweiterung des Produktes geredet. Wie sieht's denn mit der anderen Seite Eurer Abonnenten aus? Ihr habt ja sicher auch ein Plus Modell auf Euren Websites. Wie ist da Eure Strategie? Und gibt es auch eine Strategie, irgendwie das ganze Thema zu verheiraten? Weil man kann ja, glaube ich jetzt nicht, als Verlag für die nächsten 100 Jahre mit zwei unterschiedlichen Zielgruppen, was Leser angeht, planen, oder?
Mark Wittland: Eigentlich glauben wir schon, dass wir tatsächlich mit zwei unterschiedlichen Produktsträngen und Zielgruppen auch längerfristig planen. Wir sehen das wirklich als zwei unterschiedliche Ansätze. Dass wir zum einen sagen, wir haben die Print sozialisierten Leser und auf der anderen Seite neue Zielgruppen, jüngere Zielgruppen, die eigentlich gar nicht mehr wirklich mit Print auf einer alltäglichen Basis aufgewachsen sind sozusagen. Und von daher sehen wir da schon zwei sehr, sehr unterschiedliche Ansätze. Das eine, das kuratierte abgeschlossene Produkt und auf der anderen Seite der Newsstream Digital Plus, wo wir dann sehr stark versuchen, neueZielgruppen dann auch anzusprechen. Und wenn es darum geht Paid Content Digital Plus, dann sind wir ja der Auffassung, dass wir natürlich nicht mehr hingehen können und so one-size-fits-all ein Produkt für die anbieten, sondern hier sehr, stark in eine Personalisierung auch reingehen müssen, was sowohl redaktionelle Inhalte betrifft, als was dann aber auch die vertriebliche Ansprache betrifft. Und da sind wir jetzt seit 2 Jahren dabei. Nach dem Relaunch haben wir dann noch bei uns Paid Content eingeführt. Das ist für uns ein hoher Fokus, hier dann das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und da schauen wir uns sehr genau an, welche Nutzer haben wir auf den Seiten und wie können wir die entsprechend ansprechen? Da spielt das ganze Thema Loyalität eine große Rolle. Also, wie oft kommen die Nutzer auf die Seite, wie nutzen Sie die Produkte. Das zweite ist das ganze Thema Inhalte. Also für welche Themen interessieren sie sich. Der dritte Aspekt, der bei uns da eine große Rolle spielt ist, ich sag mal, der Abo-Status. Also welche Produkte haben sie z.B. schon. Haben Sie schon irgendwie eine Kundenbeziehung über den kostenfreien Newsletter oder ähnliches. Auf Basis dieser drei Komponenten spielen wir da sehr individuell Inhalte auf unseren Seiten.
Christian Kallenberg: Magst du sagen, wo Ihr da zahlenmäßig steht, was so die Abonnenten-Zahlen angeht?
Mark Wittland: Wir sind jetzt beim Mannheimer Morgen bei knapp 4.000 Digital Plus Abonnenten. Wir hätten uns gewünscht, dass wir da noch schneller sind. Das hat sich aber jetzt im Laufe diesen Jahres deutlich beschleunigt. Von daher sind wir da mit den Zahlen ganz zufrieden und haben da auch für die nächsten Jahre noch anspruchsvolle Ziele.
Christian Kallenberg: Wenn du sagst, es hat sich dieses Jahr deutlich beschleunigt. Gab es da irgendeinen konkreten Auslöser oder es ist einfach Zufall oder einfach nur das Resultat Eurer hervorragenden Arbeit?
Mark Wittland: Also, es gibt nicht den einen Auslöser. Es gibt aus meiner Sichteine ganze Reihe von Themen, die irgendwo zusammenkommen müssen. Aus meiner Sicht sind wirklich viele kleine Teilchen in der Zusammenarbeit von Vertrieb, von Produkt, von Redaktion, die sich da entwickeln müssen und dass diese Dinge dann zusammenkommen. Und ich glaube, dass so wirklich diese zielgruppenspezifische Ansprache und die Nutzer wirklich zu entwickeln, das spielt eine ganz wichtige Rolle. Also, da gucken wir ganz genau drauf, welche Nutzer sind z.B. Flybys, die dann irgendwo nur sehr selten auf die Seiten kommen, wie kriegen wir die in der zunehmend intensivere Nutzung, sodass sie quasi täglich auf die Seiten kommen und dass wir ihnen dann das richtige Angebot machen. Und auf der anderen Seite, wo haben wir z.B. Abonnenten, die eine relativ geringe Nutzung haben, also die keine gute Loyalität haben. Das sind natürlich Kundengruppen, wo wir ein Risiko haben. Wie können wir die spezifisch ansprechen mit inhaltlichen Angeboten und die dann eben auch im Abo dauerhaft zu halten. Also, dieses ganze Thema Haltbarkeit, Retention von Abonnenten ist die fast die größte Herausforderung bei uns im Moment, als jetzt die Leute mal initial in ein Abo zu bekommen.
Benjamin Kolb: Was macht Ihr mit Leuten, die Abonnenten sind und die aus Eurer Sicht viel zu wenig Eure Produkte nutzen?
Mark Wittland: Wir versuchen das sehr stark auch zu automatisieren, dass es da entsprechende Newsletter oder ähnliche Angebote gibt, wo wir dann immer noch mal die Mehrwerte dann kommunizieren, die Leute aktiv anzusprechen, also Push-Funktion. Zu schauen, wenn die Nutzung nicht so ist, wie man sich das normalerweise erwünscht bei einem Abonnenten, dass wir dann versuchen noch mal die Leute aktiv hinzuweisen auf spannende neue Themen, auch auf Inhalte, die sie potenziell interessieren könnten, um sie dann immer wieder zu aktivieren und dann in der Nutzung zu behalten.
Benjamin Kolb: Habt ihr denn ein Angebot für Print-Leser, die Ihr in die digitale Welt mitgenommen habt, aber die sich vielleicht auch für Premium Content oder Eure Online-Artikeln interessieren? Also gibt es da so eine Art Misch-Abo oder hat man dann generell Zugriff drauf?
Mark Wittland: Da hat man dann generell Zugriff drauf. Das heißt, das Premium-Abo beinhaltet wirklich alle digitalen Mehrwerte.
Benjamin Kolb: Habt Ihr mal gemessen, wie groß diese Schnittmenge ist?
Mark Wittland: Das sind im Moment ungefähr 40%, die eben dann auch die digitalen Produkte nutzen von unseren Komplett-Abonnenten.
Christian Kallenberg: Ihr habt ja noch einen weiteren Vorteil, den andere Verlage nicht unbedingt haben. Ich denke da an Euer Vorteilsprogramm vom Mannheimer Morgen, wo die Leute schon gewohnt sind für digitale Inhalte Geld zu bezahlen. Das wäre wahrscheinlich auch ein Gedanke, das da mit einfließen zu lassen, oder?
Mark Wittland: Ja absolut! Also das Vorteilsprogramm, da muss man sagen, dass existiert schon relativ lange, war früher auch wirklich sehr print-orientiert, also hat klassischerweise über eine Beilage funktioniert, die man in der Tageszeitung hat und da haben wir ja viele Aktivitäten jetzt ergriffen, um auch eben hier das attraktiver zumachen für Digital-Abonnenten und diese Sachen enger zu verknüpfen. Zum Beispiel früher hatte man eine physische Karte, heute gibt's das Ganze auch in der App, dass ich im Prinzip direkt aus meiner News App die Karte öffnen kann und die dann beim Partner oder ähnlichen dann z.B. vorzeigen kann und dafür entsprechende Vorteile bekommen kann. Daneben gibt es weitere rein digitale Vorteile, die man dann auch mit der Karte nutzen kann und dann da versuchen wir eben diese Welten immer enger zu verknüpfen.
Christian Kallenberg: Und was hattest du gesagt, wie viele sind da drin in dem Vorteilsprogramm?
Mark Wittland: Da sind im Moment 20.000 Abonnenten drin indem Vorteilsprogramm, die das zusätzlich zu ihrem normalen Abo bei uns beziehen, das sind ungefähr auch 25% unserer Gesamt-Abonnenten.
Christian Kallenberg: Tolle Basis, aus der man schöpfen kann. Was mich noch interessieren würde bei der Altersstruktur der Leser, wo es nicht gelingt, die zu digitalisieren, habt Ihr da irgendwelche Erkenntnisse, wo man sagt: „Ok, in dem Alter ist eigentlich Hopfen und Malz verloren, da lohnt es sich gar nicht mehr noch neue Angebote zu machen, weil erfahrungsgemäß kommen die eh nicht mit?
Mark Wittland: Also nach unserer Einschätzung, unserer Erfahrung ist es eigentlich kein Thema, was man nur auf das Alter herunterbrechen kann. Also, wir glauben schon oder dass du das wissen wir auch durch den direkten Kontakt mit Kunden, dass es durchaus in jedem Altersbereich Leute gibt, die sich für Digital-Produkte interessieren und die dann auch nutzen. Also gerade auch das E-Paper auf dem Tablet bietet mir Usability, die an vielen Stellen fast besser ist als die der Tageszeitung und da geht's, glaube ich, wirklich an die Heranführung, die man da mit dem Abonnenten machen muss. Das kann auch über mal Schulung, Trainings passieren, das kann natürlich auch im Vertrieb dann über ein Bundling von Abo plus Hardware passieren und da gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen, die wir uns anschauen. Von daher sagen wir gar nicht, dass das primär nur was mit dem Alter zu tun hat.
Christian Kallenberg: Du meintest vorhin: Ziel von zwei Drittel. Der Elefant, der so ein bisschen im Raum steht, ist dieses andere Drittel. Also lohnt sich das oder gibt es da irgendwie - musst du auch nicht beantworten - aber gibt's da so einen Plan, wann da so eine Abrisskante irgendwann kommt?
Mark Wittland: Ja, also wir schauen uns das sehr genau an. Das ist ja auch ein großes Thema im Moment in der Branche. In welchen Zustellgebieten kann ich z.B. noch kostendeckend zustellen? Da muss man sagen, insgesamt sind wir dann noch ganz gut unterwegs mit unseren Zustellgebieten da im Südwesten. Aber natürlich ist es so, dass wir uns da schon noch angucken, wo werden z.B. Leute aufs E-Paper dann umgestellt
Benjamin Kolb: Und glaubt Ihr denn da, es gibt es überhaupt eine Abrisskante oder glaubt Ihr, Print wird in irgendeiner Form, also uns überdauern?
Mark Wittland: Also, wir glauben schon, dass es noch sehr, sehr lange Print in irgendeiner Form gibt. Das wird sich aber stark verändern.
Benjamin Kolb: Wenn Print für ein Drittel nur noch da ist, ist dann E-Paper mit einem Printlayout überhaupt irgendwie ein Produktziel, was man haben muss? Weil man mimt hinterher etwas nach, was jetzt irgendwie auf dem Papier eigentlich natürlich irgendwie cooler als auf dem auf dem Tablet ist. Weil das Tablet halt nicht so groß ist, wie das Papier. Müsste es dann nicht irgendwie andersrum sein? Also, müsste man das Ding nicht für Digital machen und dann gibt's halt eine Printversion davon, die sieht ein bisschen anders aus als die heutige Zeitung?
Mark Wittland: Ja, ich glaube, dass es dahingehend wird, dass man sehr unterschiedliche Produkte hat, die auf immer spezifischere Zielgruppen einzahlen. Ich glaube schon, dass das klassische Printlayout, so wie wir es kennen, auch noch für einen langen Zeitraum im E-Paper eine Rolle spielt. Da wird sicherlich auch dazu gehören, dass wir auch solche Layouts und die Entwicklung von solchen Layouts noch mal stärker automatisieren in der Zukunft und hier auch noch mal ressourcensparender arbeiten werden. Aber ich glaube schon, dass dieses Produkt auch noch mal längerfristig eine Relevanz hat. Daneben gibt's das Thema Digital Plus, wo wir wirklich eine andere Usability haben, andere Zielgruppen haben und darüber hinaus wird es sicherlich weitere Digital-Produkte in der Zukunft geben. Also, das sind natürlich auch Themen, an die wir jetzt denken, wie wir z.B. auch noch mal aus dem jetzigen Digital Plus Produkt, was im Prinzip ein Produkt ist. Wie schaffe ich es da noch mal, verschiedene andere Angebote zu machen auch mit anderen Preispunkten, die dann eben auch noch mal andereZielgruppen ansprechen können.
Christian Kallenberg: Wir sind hier ja ein Podcast und Ihr habt sehr, sehr viele Podcasts, habe ich gesehen. Ist das vielleicht auch ein Ansatz für Podcasts noch mal alleine zu versuchen zu monetarisieren?
Mark Wittland: Auch das werden wir uns in der Zukunft angucken. Im Moment sind wir da noch stärker im Reichweitenaufbau, im Experimentieren. Da geht's um Markenbildung und Kundenbindung im Moment. Aber das wird sicherlich in der Zukunft auch noch mal Thema werden, welche Rolle können diese Podcasts auch in dem Paid Content Produkt spielen und welche Inhalte sind frei verfügbar und was ist dann auch im Rahmen eines Abos dann abgebildet.
Christian Kallenberg: Benni, vielleicht kannst du was sagen zur Zukunft von Print? Denn einer Eurer Kunden ist ja auch die Hamburger Morgenpost, die gerade angekündigt hat, jetzt quasi zu einer Wochenzeitung zu werden, zumindest im Print. Wie sieht das da aus? Darfst du das verraten, wie da die Workflows sind in Sachen Digital First und Print Second oder an vierter, fünfter Stelle?
Benjamin Kolb: Als ich glaube, ich kann das ein bisschen allgemein beantworten. Nahezu alle unsere Kunden schauen sich im Moment an, wie sie einen Digital First Workflow hinbekommen. Das ist nicht ganz einfach, aber dafür gibt es auch schon entsprechende Lösungen im Produktbereich, die eben auch mit künstlicher Intelligenz und unter Analyse von vielen Jahrzehnten schon gedruckter Zeitung eben dazu eine Lösung bieten, wie man jetzt Artikel die vormals im Print geschrieben sind, eben auf so ein Zeitungslayout bringt. Und das ist schon sehr spannend, also für mich auch persönlich sehr spannend, weil das eben eine spannende Herausforderung technischerseits ist, aber es istnatürlich eine spannende Herausforderung redaktionellerseits, weil das Printprodukt natürlich viel mit Priorisierung von Artikeln zu tun hat, mitThemenfindung, mit Schwerpunkten, die man setzt und die man auch im Vorhinein redaktionell setzen muss, weil man sie dann eben nicht im Nachhinein messen und verändern kann. Sondern sie ist halt gedruckt und das ist also eine ganz andere Herangehensweise, die natürlich auch einen sehr hohen journalistischen Anspruch hat und die man auch nicht ganz einfach so aufgeben will.
Christian Kallenberg: Ok, aber bevor wir über die künftige Zusammenarbeit von Redaktion und Verlag reden, lass uns doch vielleicht doch noch einmal kurz bei der Technik bleiben. Mark, du hast es eben schon angesprochen, auch Ihr seid da in einem Prozess drin. Ich denke noch mal an das Vorteilsprogramm aus der gedruckten Zeitung, mit Printbeilage, zum großen Teil schon digitalisiert. Aber ich kann mir vorstellen, dass es da Systeme gibt, die in der Vergangenheit genutzt wurden, sehr erfolgreich genutzt wurden, die mittlerweile nicht mehr das leisten können, was sie leisten müssten. Wo steht Ihr da und was ist Euer Ziel?
Mark Wittland: Ja, das ist auch ein permanenter Prozess, die Modernisierung unserer Systeme. Auch da ist es so im klassischen Verlagswesen war bei uns früher vieles über SAP abgebildet, was im Moment wirklich nicht mehr weiterentwickelt wird und wo wir uns natürlich sehr genau anschauen und sehr viel daran arbeiten, wie kriegen wir die neuen technischen Entwicklung oder unsere neuen Prozesse gut in der IT Landschaft abgebildet. Und das ist tatsächlich auch ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Da geht's einmal darum, das ganze Funnel Management, die Technologie hinter den Webseiten, hinter dem Paid Content Produkt zu schaffen, CRM ist ein großes Thema. Und dann eben auch deutlich flexiblere Möglichkeiten, was das ganze Abbilden der Abonnements betrifft, so dass wir einfach auch flexible Angebote machen können, modernes Pricing anbieten können und all diese Themen. Und das ist einlaufender Prozess, wo wir noch nicht am Ziel sind, aber wo wir sehr stark an diesen Themen arbeiten.
Christian Kallenberg: Wie ist das beim Redaktionssystem? Da gibt's ja alt und ein bisschen neuer. Wo würdest du sagen, steht ihr da?
Mark Wittland: Da sind wir im Moment auch in dem größeren Relaunch und Neuaufbauprojekt unseres Redaktionssystems. Wo wir auch im Moment die Grundlage schaffen, um eben auch Digital first bzw. kanalneutral zu arbeiten und eben auch hier die Grundlage schaffen um dann aber auch neue Prozesse dann in der Redaktion zu implementieren. Du hast es eben angesprochen, dass das Printprodukt hier nicht mehr die die Arbeitsweise und den Rhythmus in der Redaktion bestimmt, sondern wir uns aufs Online-Produkt, auf die Digital-Themen hier fokussieren und dann zu einem bestimmten Zeitpunkt am Tag dann das Printprodukt aus diesen digitalen Prozessen entsteht.
Christian Kallenberg: Du hast vorhin darüber gesprochen, wie das bei anderen aussieht. Ist das ein allgemeiner Weg, wo jetzt alle hingehen oder gibt es immer noch auch Kunden die sagen: „Nee, wir möchten gerne - aus welchen Gründen auch immer- zwei getrennte Systeme behalten?
Benjamin Kolb: Ich kann ja bisschen unsere Produktstrategie von unserer Publishing Lösungen mal erläutern. Das ist das, woran wir glauben. Also wir sind ja kein Print-System. Wir schließen Print-Systeme an, deswegen gibt es dann auch immer noch ein System, das dafür dedizierter da ist Printerzeugnisse zu erstellen. Aber unsere Strategie ist, dass wir unsere Redaktionslösung sozusagen als Digital-First Lösung haben, wo andere Kanäle und jetzt nicht nur Print, sondern eben auch Social Media, Web und App natürlich, aber auch Newsletter und so weiter eben einfach angeschlossen sind. Das heißt wir machen klassisches Multichannel Publishing System. Woran wir eben fest glauben, deswegen haben wir das auch so bisschen anders geschnitten ist, dass es auch in Zukunft Plattformen geben muss, die eben auch end-user Lösungen bereitstellen. So wie es im E-Paper schon vor Jahren passiert ist, dass man im Prinzip eine out-of-the-box Lösung hat, die man die man gut konfigurieren kann, die dann auch Marken individueller aussehen lässt, aber die man halt nicht jetzt jedes Mal neu baut, nur weil man irgendwie eine neue Marke an den Start bringt. Sondern wo eben viel Wissen von vielen Kunden einfließt, die Features mitgenommen werden können und das erweitern wir dann sozusagen auch um den gesamten Digital-Part. Also auch die News-Websites und so weiter werden dann eben auf einer Plattform gelauncht. Weil, und das ist glaube ich so bisschen, der Grund für unsere Strategie ist einfach weil wir sehen, dass gerade auch bei regionalen Zeitungen, die jetzt meinetwegen 30 Marken haben, auch da ist der Kostendruck einfach viel zu groß, dass sie jetzt über 30 Weblösungen hinstellen, die alle individuell sind. Sondern der Trend da ganz stark dahin geht, dass man sich eine tolle Lösung überlegt, die man für 30Marken dann unterschiedlich gestaltet. Aber die auch von der ganzen Bespielung her und von den redaktionellen Workflows her so angelegt sind, dass eben aus einer Zentralredaktion einfach kommen können. Wo jeder genau weiß, wie das funktioniert und diese Effizienzen zu heben, dafür haben wir unsere Produkt-Strategie entwickelt und das sehen wir flächendeckend.
Christian Kallenberg: Mark, wie ist es bei euch, was die Zusammenarbeit erstmal nur zwischen den unterschiedlichen Redaktionen angeht? Hat sich da auch was getan in den letzten Jahren?
Mark Wittland: Da hat sich auch was getan. Also da wächst man auch stärker zusammen. Letztendlich ist es da auch so, dass es bei uns einen Mantel gibt, der aus Mannheim kommt und darüber hinaus gerade jetzt im Digitalbereich dann eine deutlich stärkere Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen betrifft und dann aber auch eben eine deutlich stärkere Zusammenarbeit mit den Lesermarkt- oder Produkt-Themen. Und da haben wir einfach viele Kompetenzen, die wir ein Stück weit in Mannheim bündeln und dann für alle Redaktionen dann zur Verfügung stellen. Da ist es auch bei uns so, dass wir mit den mit den fünf Titeln wirklich technologisch auf exakt der gleichen Plattform laufen, sodass wir da eben auch einen guten Austausch an der Stelle haben können.
Christian Kallenberg: Und wie ist das mit der Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Verlag? Denn auch das muss sich ja ändern, um erfolgreich Digitalprodukte in Zukunft bauen zu können?
Mark Wittland: Ja absolut! Also das haben wir auch in den letzten zwei Jahren jetzt schon stark verändert. Da sind wir stärker zusammengewachsen. Das hat sich so aus dem ersten größeren Relaunch-Projekt, was wir es gemeinsam gemacht haben aus einer Projektstruktur entwickelt und das sind auch Themen, die wir eigentlich permanent anschauen und dann noch mal versuchen weiterzuentwickeln. Das geht soweit, dass wir jetzt sehr stark dann auch in cross-funktionalen Teams arbeiten, wo Redaktion, wo Produkt, wo Technologie, aber auch Vertrieb dann stark involviert sind. Wo wir am Nutzer-Funnel entlang für das Digital Plus Produkt gemeinsam Themen entwickeln, gemeinsam Features entwickeln und uns dann auch dieses Produkt ganzheitlich anschauen. Und da geht es auch darum, dass Redaktion und Verlag auch ein Stück weit unter einer gemeinsamen Zielsetzung zusammen finden, sich darauf ausrichten. Da schaut auch die Redaktion bei uns inzwischen sehr stark auf Abozahlen und da schauen wir, dass wir es gemeinsam entwickeln.
Benjamin Kolb:. Es ist Freitag, muss man dazu wissen. Freitag ist bei uns wohl der Tag, wo am meisten Home Offfice gemacht wird. Natürlich weiß ich von unseren Kunden auch, dass sie beim Start der Pandemie so einige Schwierigkeiten hatten, überhaupt in die Remote-Situation reinzukommen, einfach technische Hürden. Und jetzt natürlich auch mit dem Fakt zu tun haben, dass Remote einfach für sie bleiben wird. Wie ist Eure Strategie, was ich sage mal auch das ganze Thema Unternehmenskultur und remote arbeiten und so weiter angeht?
Mark Wittland: Ja, das hat sich bei uns in der Tat durch die Pandemie auch stark verändert. Wir waren da vorher sehr klassisch unterwegs. Da wurde eigentlich zu fast 100% im Unternehmen gearbeitet und das haben wir jetzt sehr stark umgestellt. Das heißt, wir haben so eine Regelung, dass normalerweise 60% im Office gearbeitet wird und 40%remote im Homeoffice. Haben da aber auch noch mal teamspezifische Regelungen, die dann noch mal unterschiedlicher sind. Und wir versuchen eigentlich so das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Und das kann dann z.B. auch so aussehen, dass für eine Web-Entwicklung, die im Scrum Prozess organisiert ist, dass sie dann auch noch mal stärker im Homeoffice halt arbeitet.
Für uns eine große Herausforderung -wie für die meisten anderen Unternehmen auch - ist das Thema Personal. Also die richtigen Leute zu finden, zu entwickeln, zu halten, wird zunehmend schwieriger und da spielt natürlich das Thema Home Office und auch die Möglichkeit, einen größeren Suchradius zu haben bei neuen Mitarbeitern bei uns eine ganz wichtige Rolle. Also, da ist es tatsächlich so, dass wir viele Leute inzwischen haben, die jetzt gar nicht mehr bei uns am Standort sitzen oder leben und die wir da ins Team integrieren und das ist natürlich eine Möglichkeit jetzt über Remote Work, die war sehr aktiv nutzen.
Christian Kallenberg: Unddu bist ein Paradebeispiel dafür, dass es funktioniert, oder? Denn wir sitzen im Büro hier in Berlin, du wohnst in Berlin, wenn ich das verraten darf. Funktioniert, oder?
Mark Wittland: Das funktioniert, ja. Ich pendel da zwischen beiden Welten hin und her, Mannheim und Berlin. Und von daher lebe ich das bei mir im Bereich ein bisschen vor und wir haben deshalb dann wahrscheinlich auch ein stückweit eine andere Herangehensweise, was Office & Home Office betrifft.
Benjamin Kolb: Hattest Du auch mal so einen Moment, wo irgendwann, so ein Jahr nachdem ein neuer Mitarbeiter bei Euch angefangen hat und du ihn dann zum ersten Mal getroffen hast, gedacht hast: „Der ist ja viel größer, als ich gedacht habe."?
Mark Wittland: Ach ja, das hatte ich tatsächlich bei mehreren Mitarbeitern. Weil bei mir war es wirklich so, dass ich Februar 2020 in Mannheim gestartet bin und dann sind wir ja vier Wochen später in den Lockdown gegangen. Und das hat sich ja so die ersten 1, 2 Jahre in Etappen dann immer so durchgezogen. Von daher war das bei mir wirklich so, dass ich eine ganze Reihe von Mitarbeitern dann erst einige Monate später mal live gesehen habe.
Benjamin Kolb: Und als Du angefangen hast war es ja bestimmt, oder meine Vermutung, dass es bei euch genauso war, wie bei vielen anderen Verlagen, dass es einfach zumindest Silos gibt. Also dass die Print-Redaktion sich abgekoppelt hatte von oder niemals zusammen gekoppelt war mit der Digital-Redaktion. Hat sich das durch die Pandemie verändert? Hat sich das durch Unternehmenskultur-Wandel verändert, Change-Management?
Mark Wittland: Ja, also das ist immer noch ein Prozess muss man ehrlicherweise sagen. Wir schauen jetzt, wie wir unsere Flächen aufteilen, unsere Büro-Situation verändern, um da eben auch mehr Begegnungen zu ermöglichen. Das wird sich bei uns dahin entwickeln, dass wir auch in flexibleren Desk-Lösung arbeiten, klassische Arbeitsplätze reduzieren und dafür mehr Platz für Meeting-Räume, für Workshops, für Begegnungen und ähnliches schaffen. Und da wollen wir einfach dieser Situation Rechnung tragen, wenn die Leute zu Hause sind, dann geht's eher dahin, dass man sehr konzentriert an Themen arbeitet. Wenn man dann im Büro ist, ist der Schwerpunkt auf Austausch, auf Kreativität und auf einer anderen Form von Zusammenarbeit. Das ist einmal ein Thema bei uns im Lesermarkt. Natürlich auch hier ist es durchaus eine Herausforderung, die Leute zu vernetzen und zusammenzubringen. Das ist uns auch ganz wichtig, dass wir hier in dieser Prozesskette mit Produkt, mit den Technologie-Einheiten, mit dem Vertrieb, dass wir hier einen sehr guten Austausch haben und auch Produkte da ganzheitlich weiterentwickeln und dann geht's natürlich auch weiter in den Bereich der Redaktion, wo wir auch hier schauen, dass wir hier mehr in gemeinsamen Workshops arbeiten. Und hier Produkte dann auch zusammen weiterentwickeln.
Christian Kallenberg: Ich würde gern noch mal auf das Thema Personalgewinnung kommen. Mein Eindruck ist ein bisschen, dass viele Verlage die Leute, die sie eigentlich brauchen oder suchen, gar nicht finden können. Zumindest was die jungen Leute angeht, weil dafür gar nicht ausgebildet wird bisher. Also die Ausbildung sind immer noch journalistisches Volontariat, kriegst vielleicht mal ein bisschen SEO und sowas und Reaktionssysteme erklärt. Aber den großen Zusammenhang, den lernst du eigentlich dann immer erst im Job. Wie ist das bei euch und wie ist denn deineWahrnehmung?
Mark Wittland: Ja, da teile ich die Wahrnehmung. Das ist bei uns auch so. Wir haben auch große Probleme teilweise Positionen zu besetzen. Wir sind in der Vergangenheit jetzt immer stärker hingegangen auch selber Leute auszubilden. Wir haben z.B. den Fall bei uns in der Web-Entwicklung, dass fast alle Leute, die da im Moment als Entwickler angestellt sind auch bei uns eine Ausbildung gemacht haben. Das heißt, der Fokus selber Leute auszubilden über verschiedene Systeme, die wir da haben, der ist bei uns relativ groß. Dazu gehört die klassische Ausbildung, dazu gehören duale Studiengänge, wo Leute dann studieren und dann schon bei uns im Unternehmen sind und die dann auch stark bei uns später in die Teams reinkommen.
Christian Kallenberg: Liest du eigentlich eure ganzen Produkte? Musst du die von Haus aus lesen? Also morgens hier zum Kaffee erstmal den Mannheimer Morgen, oder wie ist das?
Mark Wittland: Also, ich lese unsere Produkte, definitiv! Nicht alle jeden Tag, dafür sind es dann zu viele. Aber ich schaue natürlich, was haben wir heute, sowohl im Print als auch online. Weil es mich natürlich schon interessiert, was wir dann an der Stelle da machen.
Christian Kallenberg: Hörst Du Podcast? Es sind, habe ich wohl schon gesagt, echt viele verschiedene Formate.
Mark Wittland: Auch hier ist es so: Ich habe sicherlich nicht jeden Podcast gehört, den wir gemacht haben. Aber ich schau mir das schon gerne an, dass wir da immer wieder spannende Themen haben und ich da auch reinhöre.
Christian Kallenberg: Und Du hast mir schon im Vorgespräch verraten, für Dich ist es heute hier eine Podcast-Premiere. Es war das erste Mal, dass du live selber in einem zu Gast warst. Ich finde, das hast Du top gemacht. Vielen, vielen Dank für die vielen interessanten Einsichten. Benni, du noch salbungsvolle letzte Worte?
Benjamin Kolb: Ich fand das Gespräch wirklich sehr, sehr interessant. Vor allem auch den tiefen Einblick, den uns gewährt hast, auch was Zahlen und so weiter angeht, finde ich super spannend. Ganz herzlichen Dank.
Mark Wittland: Ja, vielen Dank für die Einladung. Hat mir sehr viel Spaß gemacht!
Christian Kallenberg: Und wenn Ihnen dieser Podcast gefällt, freue ich mich, wenn sie ihn auf der Plattform Ihrer Wahl abonnieren. Bis zum nächsten Mal.